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Die Insel „Pulau Nias“ gehört zu Sumatra in Indonesien. Bis vor kurzem war die Anreise mittels Flug, Bus und Fähre noch lang, umständlich und anstrengend. Heute geht es wesentlich schneller: seit kurzem kann man auch mit dem Flugzeug nach Nias reisen, so dass man sich die mindestens 12-stündige Fährüberfahrt ab Sumatra sparen kann.
Die Welle: The Point
Hauptanlaufstation für Surfer auf Nias sind die Orte Lagundri und Sorake, die den Spot “The Point” beherbergen.
Die rechte Welle wird oft in der Liste der besten Wellen der Welt genannt. Und man kapiert schnell warum: sie ist super consistent, läuft das ganze Jahr und den ganzen Tag zu allen Gezeiten, es gibt kaum Wind, d.h. sie ist meistens clean. Man kommt mit trockenem Haar ins Line Up, weil man direkt vom Ufer über eine Öffnung im Riff (sog. Keyhole) rauspaddeln kann.
Die Welle ermöglicht einen relativ einfachen Take off, geht dann aber schnell in eine steile Sektion über, die einen vergleichsweise berechenbaren Tuberide ermöglicht – ideal wenn man das erste Mal versuchen möchte, in der Röhre zu landen.
Das Riff ist mit weichem Moos bewachsen, Bodenkontakt ist aber ohnehin selten, da genug Wasser unterm Kiel ist.
Für weniger erfahrene Surfer ist die Welle jedoch nicht geeignet, selbst bei einem Swell von 3 Fuß hat sie mindestens 1,5-fache Kopfhöhe ist zudem sehr kraftvoll.
Ab 5 Fuß dünnt das Line Up aus
Für mich ist die The Point bei meiner Ankunft bei einem 6 Fuß Swell mit Double bis Triple Overhead einen Tick zu groß, zumal ich als Goofyrider etwas Respekt vor dieser rechten Powerwelle habe. Es sind nur Profis im Line Up, zumeist Australier und Brasilianer, deren Tuberides beeindruckend sind. Erstmal heißt es für mich zuschauen. Bei so großem Swell läuft aber auch der Lagundri Beachbreak im Inneren der Bucht, der für einige hüft- bis schulterhohe Spaßwellen sorgt.
Nachwirkungen des Tsunami noch heute sichtbar
Bis vor zehn Jahren war in Sorake trotz der beschwerlicheren Anreise mehr los, aber es gab auch mehr Wellen zur Auswahl. Doch der Tsunami im Jahr 2004, der viele Länder Asiens traf, hatte vor Sumatra seinen Ursprung. Die Folge sind bis heute sicht- und spürbar. Durch das Erdbeben wurde das Riff vor der Surfküste um mindestens 30 cm angehoben. Dadurch verlor Sorake nicht nur Teile seines Strandes, sondern auch drei gute Reefbreaks.
Eine rechte Welle ist aufgrund des nur ultraflachen Riffs nur noch für Profis oder selbstmordgewillte Kamikazesurfer surfbar. Ein linker Break braucht nun wesentlich mehr Swell um zu brechen, was selten ist. Auch der Beachbreak von Lagundri im inneren der Bucht benötigt ebenfalls viel Dünung um Surfbares zu produzieren.
Drum bleiben auch die Surfer aus. Folge ist Leerstand vieler Gästehäuser. Es gibt ein riesiges verlassenes Resort mit unzähligen Bungalows, die nun langsam verfallen. Im ehemaligen Swimmingpool schwimmen nur noch Algen statt Gäste.
Die Not der Einwohner ist gegenwärtig, Einheimische versuchen permanent ihre geschnitzten Souvenirs an die wenigen Surfer zu verkaufen, fragen nach etwas Geld für den leeren Mopedtank oder nach einem T-Shirt, Kinder verkaufen Kekse und Schokobrötchen und holen einem für 5.000 RP Kokosnüsse von den Palmen. Ich kaufe immer irgendetwas und verschenke ein paar von meinen T-Shirts.
Von Fischern bekomme ich an einem Tag eine Meeresschildkröte angeboten. Das Tier lebt noch und zappelt mit den Flossen. Den Fischern klar zu machen, dass es sich hier um eine bedrohte Tierart handelt, funktioniert nicht, also beschließen ein Brasilianer und ich sie abzukaufen und anschließend wieder dem Meer zu übergeben. Wir feilschen von 500.000 auf 250.000 RP runter und setzen sie dann behutsam ins Wasser.
Surfing The Point
Dann ist “The Point” mit 2-3 Metern Höhe auch für mich machbar.
Der Take off ist tatsächlich easy bei dieser Höhe und ich surfe die Welle fast immer komplett bis an ihr Ende, da der Rückweg wenig anstrengend ist. Entweder paddelt man im Channel oder geht am Ufer zurück.
Ich surfe an 4 Tagen so viel wie möglich, wenngleich es mir am vorletzten Tag zu voll wird im Wasser. Mehr als 20 Surfer verträgt die Welle meiner Meinung nach nicht, da man zu eng aufeinander hockt.
Beeindruckend sind die Surffähigkeiten der Local Kids, mit ihren alten, teilweise halben durchgebrochenen Brettern ohne Finnen oder Leige meistens die Insidewelle surfen. Schon die 6-Jährigen machen schon Turns wie die Profis.
Chillen in der Hängematte
Wenn nicht gesurft wird besteht der Tag aus Quatschen, Lesen und Chillen in der Hängematte, Spaziergängen sowie viel Poolbillard oder Tischtennis mit anderen Surfern, unterbrochen durch Frühstück, Mittag- und Abendessen, wahlweise Nasi oder Mie Goreng. Viel mehr kulinarische Auswahl gibt es nicht.
Fazit:
The Point: sicher eine der besten Spots, die ich je gesurft bin. Die Welle ist eine Maschine und bietet bei moderaten Swellbedingungen für fortgeschrittene Surfer jede Spaß bei langen Fahrten. Ab einem Swell von 5 Fuß dünnt das Line Up aus, da heißt es für den europäischen Durchschnittssurfer lieber zugucken oder tolle Fotos oder Videos vom Boot schießen.
Das Surf-Erlebnis wird überschattet von der Not der Einwohner. Gebt etwas zurück, wenn ihr da seid, kauft hier und da und verschenkt etwas. Darüber hinaus helfen unten gelistete Hilfsorganisationen, die ihr unterstützen könnt.
Steckbrief: Pulau Nias
- Surflevel: Fortgeschrittene, empfohlener Swell Size für The Point für Intermediates: max. 4 Fuß (check before you go).
- Hauptspot: The Point, rechte Superwelle mit Tubefaktor
- Saison: prinzipiell das ganze Jahr, beste Zeit zwischen Mai und Oktober
- Anreise: Mit dem Flugzeug ab Europa über Kuala Lumpur oder Singapur nach Medan, der Hauptstadt der Provinz Sumatra. Von dort weiter nach Gunung Situli. Ab Gunung Situli mit dem Taxi oder Bus nach Sorake/Lagundri.
- Unterkünfte/Surfcamps: genügend Losmen in Spotnähe, look around!
- Surfausrüstung vor Ort: Die Unterkünfte verleihen Bretter für ca. 80.-100.000 IDR pro Tag. Keine Shops.
- Hilfsorganisationen: Folgende Hilfsorganisationen, die Einwohner unterstützen freuen sich über Spenden: Hilfsorganisation Nias e.V.: www.nias-ev.de, Surfaid: www.surfaid.org
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Sehr informativer u hilfreicher Blog! Man kann sich richtig in das Leben dort hineinfühlen! Lg aus Österreich
[…] Geheimtipp bei Surfern gilt die Insel Nias, die etwa 125 Kilometer vor der Küste Sumatras liegt. Etwas weiter nördlich liegen die […]
[…] Geheimtipp bei Surfern gilt die Insel Nias, die etwa 125 Kilometer vor der Küste Sumatras […]